In diesem Bericht werden die empirischen Belege für den Einfluss wirtschaftlicher, sozialer, politischer, rechtlicher, ökologischer, demografischer und militärisch-strategischer Faktoren auf die Beziehung zwischen Klima und Sicherheit untersucht.
Die Verbindungen zwischen Klima und Sicherheit sind in der Regel indirekt und umfassen verschiedene Pfade. Dazu gehören u.a. die Gefährdung klimasensibler natürlicher Ressourcen und der damit verbundene Verlust von Lebensgrundlagen, Streitigkeiten über den Zugang zu diesen Ressourcen sowie Vertreibungen und Animositäten gegenüber Migrant*innen. Weiterhin sind auch Ernährungsunsicherheit und steigende Nahrungsmittelpreise, die zu politischen Spannungen führen, Unzufriedenheit mit unzureichendem Katastrophenschutz und -management durch die zuständigen Behörden oder Organisationen sowie unbeabsichtigte Folgen von Klima- und Umweltpolitik mögliche Konsequenzen.
Spezifische Bedingungen oder moderierende Faktoren beeinflussen, wie sich diese Wirkungsgefüge manifestieren werden. Je nach Rahmen sind Menschen mehr oder weniger anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels und die möglichen Folgen für Lebensgrundlagen, Konflikte und Vertreibung.
Auf der Grundlage unserer Analyse von mehr als 150 Studien und unter Berücksichtigung dieser verschiedenen Kontextfaktoren identifizieren wir Schlüsselempfehlungen, auf Basis welcher die Dynamiken von Klima und Sicherheit weltweit beeinflusst werden können:
Durch den Klimawandel bedingte Sicherheitsrisiken betreffen mehr als nur dessen Eindämmung. In verschiedenen Bereichen gibt es zahlreiche Ansatzpunkte, um entsprechende Gefährdungslagen zu adressieren.
Da die vulnerabelsten Gesellschaften die Hauptlast der durch den Klimawandel bedingten Sicherheitsrisiken tragen, muss Prävention den Schwerpunkt auf die am stärksten gefährdeten und im Hinblick auf wirtschaftliche Möglichkeiten, sozialen Status, Zugang zu Dienstleistungen und Einfluss auf politische Prozesse marginalisierten Gemeinschaften legen.
Investitionen in institutionelle Mechanismen sind angesichts der vielerorts weiter fortschreitenden Verschlechterung der klimatischen Bedingungen, die auch bei ehrgeizigeren Klimaschutzbemühungen anhalten wird, von entscheidender Bedeutung.
Die Anpassung an den Klimawandel spielt eine wichtige Rolle bei der Vermeidung klimabedingter Sicherheitsrisiken und bei der Verwirklichung von Frieden und Sicherheit in fragilen Ländern.
Die sozialen Auswirkungen der Klimafinanzierung werden oft übersehen. Allerdings sind kontext- und konfliktsensible Ansätze zur Vermeidung von Rückwirkungen in Situationen, in denen Maßnahmen zur Risikominderung unbeabsichtigt soziale und ökologische Fragilität verschärfen, dringend vonnöten.
Die Realität ist viel komplexer als die Frage "Führt der Klimawandel zu mehr Konflikten oder nicht?" In Diskussionen muss das Zusammenspiel der sozialen und ökologischen Triebkräfte hinter klimabedingter Fragilität in den Vordergrund gerückt werden. Zudem bedarf es einer Stärkung lokal geführter Forschung und einer umfassenderen Einbeziehung von Fachwissen aus der ganzen Welt.
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Dieses Papier stützt sich auf Erkenntnisse des im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union aufgesetzten CASCADES-Projekts sowie des vom Auswärtigen Amt finanzierten Vorhabens "Klima, Frieden und Sicherheit".